Working Class Hero: Der Red Wing Harvester aus der Heritage Linie

von Marc Specowius:

Ich habe ja nie wirklich ein Hehl darum gemacht, dass ich Red Wings Fan bin. All Time Highlight, bleibt All Time Highlight und im speziellen geht’s jetzt um den Red Wing Harvester.

Red Wing Harvester Boot

 

Wer schon mal einen solchen Schuh, speziell aus der Heritage Linie in der Hand hatte, weiß genau was ich meine. Der Harvester ist halt n’richtiger Schuh: Leder, Haken, Ösen, Sohle…und alles irgendwie dauerhaft (!) miteinander verbunden. Und der riecht auch so. Ich glaube ja, dass Jungs zu Jeans, Lederjacken, Taschenmessern und eben guten Schuhen ein ähnlich „fast erotisches“ Verhältnis aufbauen können wie zu Autos oder Motorrädern. Allerdings wird mit Begutachtung des Leders und der Verarbeitung auch klar, dass die Herren in Minnesota, Blut, Schweiß und Tränen zwischen den Kauf eines neuen Red Wings und den „eingetragenen Freund für’s Leben“ gepackt haben. Will sagen, oft heißt es beim Eintragen: „Pflaster pflasterten seinen Weg“. Aber das muss so sein, ist auch gut so und gehört sich für einen Schuh, der aussieht, als hätte ihn Tom Joad selbst getragen. (Anm. d. Red.: Der Charakter in Steinbecks „Früchte des Zorns“ und ne’Platte von Springsteen)

Bei aller Arbeitsauthentizität ist der Schuh aber durchaus Stadt-Strassen-tauglich.

Da gibt’s ne’schöne Geschichte aus dem Hause Red Wings selber… Ein gutes Paar Schuhe war damals wie heute etwas Besonderes und eine Investition. Früher hatten die Arbeiter dementsprechend oft nur ein Paar. Dieses wurden tagsüber auf der Arbeit, auf den Feldern, Weiden oder Baustellen und später in den Minen, oder Fabriken getragen. Ging es des Abends im „Sunday’s Best“ in die Kneipe oder zum Tanz, wurde dasselbe Paar Schuhe gefettet, gewienert und auf „Hochglanz“ gebracht. Was ich damit sagen will ist, dass die Harvester zu allem passen, was ebenfalls „heritage“ besitzt. Ob es sich dabei um Jeans, Tshirt, Troyer und Wachsjacke handelt, oder um einen Woll- oder Tweedanzug. Dies gilt im Besonderen im übrigen, wie ich finde, für den Harvester. Dadurch, dass der Schuh etwas höher ist als z.B. der Blacksmith wirkt er tatsächlich schmaler und bei aller Workingclass-Authentizität edler. Ausserdem kommt es wie immer darauf an, WIE man(n) es trägt…apropos „wie“…

Wie ich ja schon mal erwähnte, gehe ich persönlich ganz fest davon aus, dass die Herren, die da auf dem Stahlträger frühstücken auf dem Bild, das jeder kennt, Red Wing Boots tragen. Die machen nämlich bereits seit 1905 Arbeitsschuhe, und zwar in Minnesota. Durch den Sachverhalt, dass Red Wings tatsächlich bis heute hochmoderne Arbeitschuhe fertigt, mit denen z.B. viele der Arbeiter auf den Ölbohrplatformen ausgerüstet sind, sind sie, soweit meine Infos, in der Lage auch die Heritage Linie weiter zu produzieren. Diese ganz spezielle auf der Basis der ursprünglichen Modelle basierende Linie, zu der die Blacksmith, die Iron Ranger und eben unser Harvester gehören werden heute noch fast in Handarbeit ausschließlich in den USA produziert und das macht sich natürlich auch beim Preis bemerkbar.
Ok, 320,- € sind tatsächlich schon ne’Ansage, aber wenn man bedenkt, dass die Harvester, wie fast alle Modelle der Heritage und der Classic Work Serie mit eben diesem großen Anteil an Handarbeit produziert werden, eigentlich gar nicht so schlimm. Und wenn man die Schuhe einigermaßen pflegt, hat man(n), wie schon erwähnt, einen Freund für’s Leben. Und zeitlos sind sie sowieso.

Fazit: „I’m sitting down here in the campfire light, searching for the ghost of Tom Joad“

Der Red Wing Harvester Boot kostet hier um 339€

/related stories